Loire Radtour – Etappe 5 von Chinon nach Saumur
Chinon – Beaumont-en-Veron – Savigny-en-Veron – Candes-Saint-Martin – Turquant – Souzay-Champigny – Saumur
Der September und damit die 5. Etappe unserer Reise begann nach einem Frühstück in unserer Pension (es war übrigens die einzige Privatunterkunft, in der wir uns nur eingeschränkt wohlgefühlt hatten; die Herrin des Hauses war nicht ganz auf unserer Wellenlänge) ging es, wie ja schon am Vortag befürchtet, erst einmal recht steil nach oben zum Chateau.
Wir waren die ersten Besucher des Tages und wir waren sehr positiv überrascht vom Schloss bzw. der Burg. Nicht nur die Aussicht von der Burg auf die Stadt und die Vienne war überwältigend, auch die Art der Präsentation war außergewöhnlich und sehr einprägsam. Am Eingang bekam man ein kleines Heft mit groben Anweisungen zum Weg durch das Schloss. An allen wichtigen Punkten waren Scanner angebracht, an denen das Booklet vobeigeführt werden musste. Man erhielt dann einen Audiokommentar in Deutsch über alles Wichtige. Insgesamt war es eine sehr moderne Art, wie die einzelnen Bereiche erklärt wurden.
Der anstregende Beginn hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Nach der Besichtigung durften wir wieder abwärts Richtung Vienne und über die Brücke von Chinon rollen. Von der anderen Seite der Brücke hatten wir noch einen wunderbaren Blick zurück auf Chinon.
Von hier aus gab es dann einen wunderschönen Radweg, der nur leicht wellig, aber leider wieder abseits des Flusslaufes in Richtung Tagesziel irgedndwo hinter Saumur führen sollte. Kurz nach Chinon folgte sogar ein Abschnitt, der als reiner Radweg angelegt war und so vollkommen fernab vom Autoverkehr verlief. Leider konnten wir das nur kurz genießen, bevor unser „Plat du jour“ einen ersten Stopp erforderte.
Danach lief es ganz gut und wir kamen gut voran. Der Radweg führte jetzt durch ziemlich unberührte Natur. Der Radweg war sehr angenehm zu fahren, nur leicht wellig und kein Autoverkehr. Das einzige, was wirklich störte, war ein Ruf von Tandem 2, dass ein technisches Problem aufgetreten wäre.
Das Problem war schnell erkannt. An unserem ältesten Wiesel war schlicht und einfach die Kette gerissen.
Etwas hinderlich war nun, dass ich am Tag vor der Abreise den Kettennieter wieder aus dem Gepäck entfernt hatte, da ja jeder weiß, dass Ketten niemals nicht reißen und so ein Werkzeug nur unnötiges Gewicht bedeutet. Mit unseren Wieseln war das aber die Lösung schnell gefunden: die Tandemformation wurde aufgelöst und das defekte Kettwiesel wurde in die Mitte eines neu gebildeten 3fach-Zuges gespannt und abgeschleppt. Auf den nächsten 15 km zeigte sich, dass nicht nur ich einen Kettennieter als überflüssig angesehen hatte. Auch alle anderen Radler auf dem Weg hatten kein entsprechendes Werkzeug dabei. Und eine Radwerkstatt war nicht zu finden.
Unsere Hoffnung schwand, aber nach der Mündung der Vienne in die Loire bekamen wir an einer Tankstelle den Tipp, dass die Auowerkstatt in Montsoreau auch Räder reparieren wurde. Noch 3 km bis zur Lösung des Problems. Die Stimmung wurde besser. Die Strecke war schnell zurückgelegt, aber in der Werkstatt wusste keiner etwas davon, dass man auch bei Problemen am Rad helfen könne. Da es langsam Mittagszeit wurde besorgten wir uns beim Metzger ein bisschen Schinken und fuhren ein Stück zurück zu einem kleinen Supermarkt, den wir vorher gesehen hatten.
Noch bevor wir in den Supermarkt gehen konnten trafen wir auf zwei Radler, die sehr viel Gepäck auf den Rädern hatten. Das folgende Gespräch nahm zwei hilfreiche Wendungen:
– die beiden sprachen deutsch
– es war passendes Werkzeug im Gepäck
So konnten wir das Problem beheben und weiterfahren. Allerdings waren wir nach diesem zweiten Problem des Tages einigermaßen frustriert. Wir fuhren ein Stück weiter und fanden einen schön gelegenen Picknickplatz direkt an der Loire.
Kurz nach der Pause gab es noch ein kleines Problem, da ich die Kette nicht richtig in die Schaltung eingefädelt hatte. Und mit diesem neuerlichen Problem schwand das Vertrauen meiner Familie in meine technischen Fähigkeiten weiter. Zwar konnte ich auch diesen Defekt mit dem vorhandenen Werkzeug beheben, aber die Familie war der Meinung, dass wir in der nächsten Stadt (Saumur) ein Radgeschäft suchen sollten. Da die Kette an der neu vernieteten Stelle auch etwas „unrund“ lief wurde aus dieser Meinung eine knallharte Forderung.
In Saumur fuhren wir zum Infobüro, um nach einer Unterkunft und einem Radhändler zu fragen. Ausgerechnet jetzt, wo die Stimmung schon leicht angespannt war, gab es das erste (und auch einzige Mal auf der Tour) Schwierigkeiten, eine Schlafstätte zu finden. Aber es gab dann doch noch Platz in einem kleinen Hotel. Und Adressen von zwei Radhändlern wurden uns auch vermittelt.
Also fuhren wir zum Radhändler Nr. 1. Ein kleiner Laden und der Besitzer war wenig begeistert, als er uns mit unseren Rädern vor seinem Geschäft sah. Als wir dann noch den Wunsch nach einer neuen Kette zu äußern wagten wurde uns nur kurz mitgeteilt, dass er keine solch exotischen Teile auf Lager hätte. Auch unsere Frage nach passenden Schläuchen wurde negativ beantwortet.
Da der Weg zu dem Laden durch einen wenig ansprechenden Teil von Saumur führte und nicht erfolgreich war stieg die Begeisterung noch weiter an. Da das gebuchte Hotel fast auf dem Weg von Radhändler 1 zur Händler 2 lag wurde beschlossen, erstmal beim Hotel vorbeizufahren.
Das Hotel war in Ordnung, aber als wir dem Inhaber unsere Räder zeigten und nach dem versprochenen Radparkplatz fragten war der erstmal ratlos. Aber dann gab er sich große Mühe, doch eine Lösung zu finden. Wenn der Mann nicht so freundlich und hilfsbereit gewesen wäre hätten wir wohl aufgegeben. Aber er wollte uns unbedingt eine Lösung anbieten und hat aus einer kleinen Abstellkammer die Mülleimer geholt und in sein Büro gebracht. Dann musste noch ein bisschen umgeräumt werden und es war Platz für 4 aufrecht geparkte Wiesel geschaffen. Nicht ganz optimal, aber ein Lichtblick beim bisherigen Tagesverlauf.
Weiter ging es dann zum Händler 2, der gut zum Hotelier gepasst hätte. Hilfsbereit und bemüht. Wir fragten nach Ketten und nach Besichtigung unserer Räder war er der Meinung, er bräuchte leider zwei normale Ketten bei der benötigten Länge. Und er hatte nur noch relativ teure Rennradketten für 9fach – Schaltungen. Das war ihm aber recht unangenehm, da für seinen Geschmack offenbar zu teuer. Er erkundigte sich nach dem Grund für unseren Wunsch. Meine Frau berichtete von der gerissenen Technik, meiner Raparatur und ihrem Vertrauen in meine technischen Fähigkeiten.
Jetzt zeigte sich, dass der Mann ein absoluter Experte war: er setzte sich auf den Boden neben das reparierte Wiesel und begutachtete die Kette. Sofort fand er die Stelle, an der ich die Ketten zusammengenietet hatte. Irgendwie hatte ich wohl übersehen, nach dem Einschrauben der Niete die Stelle wieder etwas „weichzubiegen“. Das erledigte er kurz und erklärte meiner Frau, dass die Reparatur so perfekt wäre und es keinen Grund gäbe, mein Werk durch eine neue Kette zu ersetzen. Ein guter Mann!
Er weigerte sich dann, eine Entlohnung für sein Werk anzunehmen. Ich konnte ihn dann aber überzeugen, wenigstens den Preis für den Kettennieter, den wir ihm dann abgekauft haben, etwas nach oben abzurunden. Leider hatte auch er keine passenden Schläuche, sonst hätten wir die auch noch gekauft. Und wir waren uns einig, dass wir wieder hierher fahren würden, falls wir in der Gegend von Saumur noch einmal Hilfe beim Fahrrad brauchen würden.
Auf dem Rückweg zum Hotel fuhren wir wieder an zwei Stadtpolizisten vorbei, die uns jedesmal zugewunken haben, wenn wir sie gesehen haben. Und das ist an dem Tag öfters passiert. Diesmal waren die Zwei aber sehr überrascht. Das lag wohl daran, dass es die erste Begegnung war, bei der wir nicht gerade falsch durch die Einbahnstraße, durch die Fußgängerzone oder auf dem Gehweg gefahren sind. Mit einer regelkonformen Fahrweise hatten sie wohl nicht mehr gerechnet.
Obwohl wir an diesem Tag nur 50 km geschafft haben waren wir am Abend schön müde und haben gut geschlafen. Es wurde noch die Tour für den nächsten Tag grob vorbereitet und dann endete auch der fünfte Tag ohne Regen. Und die Vorhersage für die nächsten Tage verhieß auch weiterhin viel Sonne und angenehme Temperaturen.
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