Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; als Brücke dazwischen ist unsere Liebe.
Da ist ein Land der Lebenden. Wir haben dieses Land mit ihr erlebt. Manche von uns sind einige Schritte mit ihr gegangen, andere fast den ganzen Lebensweg. An die Zeit im Land der Lebenden gemeinsam mit ihr, haben wir viele Erinnerungen. Gerade in den letzten Tagen sind viele dieser Erinnerungen wach geworden.
Erinnerungen an eine Mutter, die in der schwierigen Nachkriegszeit in jeder freien Minute Kleidungsstücke für die Mädchen gestrickt hat, eine Mutter, die in späteren Jahren das Sticken von Tischtüchern und Kissen zu ihrem Hobby gemacht hat.
Erinnerungen an eine Mutter, die an Weihnachten so viele Plätzchen gebacken hat, dass noch an Ostern welche da waren.
Erinnerungen an eine Mutter, die bei Brettspielen fast nicht zu schlagen war.
Erinnerungen an eine Mutter, die in ihren späteren Jahren abends gern ein Glas ihres Lieblingsrotweins getrunken hat.
Erinnerungen an eine Mutter, die, als Handarbeit nicht mehr möglich war, zur Meisterin im Kreuzworträtseln wurde.
Erinnerungen an sie, als sie schwer krank wurde und wir alle um sie bangten.
Erinnerungen an die Zeit, als sie unseren schwerkranken Vater bis zur Erschöpfung gepflegt hat.
Die Erinnerungen an sie in diesem Land der Lebenden sind unterschiedlich. Erinnerungen an glückliche Stunden sind dabei, an lustige Erlebnisse, Feste und Feiern mit ihr.
Doch da sind auch Erinnerungen an Krankheit, traurige Erlebnisse und schwere Stunden.
Über das Land der Toten können wir nichts sagen. Dahin ist sie nun allein unterwegs. Wir wissen nicht, wie es dort sein wird und was sie dort erwartet.
Als Brücke zwischen dem Land der Lebenden und der Toten steht unsere Liebe. Lasst diese Brücke stark sein als Verbindung zu ihr.
Ade, Servus Mama, Oma, Uroma, bis dann, bis irgendwann, bis auch wir über diese Brücke gehen werden.