Kriegsgräberstätte München am Waldfriedhof
Westlich des Waldfriedhofs an der Tischlerstraße, ganz in der Nähe von Schloss Fürstenried, liegt eine der unbekannteren Gedenkstätten in der Landeshauptstadt München, die Kriegsgräberstätte.
Ein fotowalk mit Chris Beutner und Ulrike Rios (freilicht.me) führte mich zusammen mit ein paar anderen Hobbyfotografen an diesen mir bisher unbekannten Ort, der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. unterhalten wird. Und bevor wir uns daran versuchten, diesen Ort angemessen zu fotografieren, wurden wir vom Landesgeschäftsführer des Volksbunds, Herrn Rapp, begrüßt und auch ausführlich in die Gedenkstätte und die Arbeit seines Vereins eingeführt.
Am Eingang zur Gedenkstätte steht eine große Gedenkhalle, die mit einem Fenster aus 1.800 Glasprismen abgeschlossen ist. Die Prismen erzeugen bei Sonnenlicht ganz besondere Lichteffekte in der Halle. Dafür waren wir leider etwas zu spät und so wirkte die schmucklose Betonhalle noch bedrückender.
Hier in dem Ehrenmal in München liegen 3.540 Opfer der beiden Weltkriege, sowohl Soldaten als auch zivile Opfer. Und so trostlos der Anblick der langen Reihen an Gedenksteinen auch ist, die Sonne zaubert immer wieder besondere Momente wie hier diesen hell erleuchteten Fleck an der Mauer.
Manchmal wurde auch für einen kurzen Moment ein einzelner Stein in den langen Reihen von der Sonne angestrahlt und herausgehoben. So uniform die Gräber auch sind, man wird immer wieder daran erinnert, dass hinter jedem Stein ein sehr persönliches Einzelschicksal verborgen ist.
Der Volksbund veranstaltet jährlich ein internationales Jugendtreffen, um Vorurteile abzubauen und junge Menschen aus der ganzen Welt, vor allem aber aus Osteuropa, zusammen zu bringen. Die Gruppen verbringen auch immer eine Zeit an der Gedenkstätte und pflegen dabei die Gedenksteine. Die Steine im Bild oben wurden von der Gruppe gereinigt und die Namen mit Farbstiften nachgeschrieben, damit sie wieder deutlicher lesbar sind. Ein gutes Projekt, wie ich finde.
Jedes Opfer hat den gleichen Gedenkstein und fast alle liegen ungeschmückt in der weitläufigen Anlage. Und dann findet sich wieder ein Zeichen, dass die Opfer hier nicht „nur“ Namen haben, sondern auch sonst unvergessen sind.
Die Gedenksteine reihen sich in langen Reihen aneinander. Der Kontrast zum Waldfriedhof auf der anderen Seite der Straße könnte kaum größer sein. Dort wieder an jeden Toten an individuell gestalteten Gräbern gedacht, im Krieg wird der Tod zum Standard, so normal, dass das einzelne Opfer nur Teil einer großen Masse zu sein scheint. Und trotzdem gibt es einen eigenen Stein für jedes Opfer und die Sonne schafft es immer wieder, einen einzelnen Grabstein aus der Masse herauszulösen.
So bleibt es immer im Bewusstsein, dass hier nicht schlicht eine große Zahl an Opfern begraben ist, sondern dass hier an tausend einzelne Menschen erinnert wird, an ihre Schicksale und ihren sinnlosen Tod in sinnlosen Kriegen.
Einige dieser ganz persönlichen Geschichten der Opfer und noch viele weitere Informationen zum Ehrenmal München hat der Volksbund in >>>diesem Dokument zusammengefasst. Und auf der Seite des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge kann man sich über die wichtige Arbeit des Vereins informieren (und findet auch die Spendenkontonummer!)
Ganz in der Nähe direkt im neuen Teil des Waldfriedhofs befindet sich übrigens noch eine Kriegsgräberstätte, die speziell an die italienischen Opfer der Kriege erinnert (dazu demnächst ein paar Bilder hier im Blog).
So interessant der fotowelk an dem Ehrenmal auch war, ich war dann aber ehrlich auch froh und erleichtert, als wir diesen eindrucksvollen und bedrückenden Ort wieder verlassen haben.
Bilder von anderen fotowalks mit freilicht.me, Ulrike und Chris findet ihr übrigens >>>hier auf dem Blog. Und hoffentlich komme ich in nächster Zeit wieder öfter dazu, an den Walks teilzunehmen.
Bunte Bilder der Kriegsgräberstätte sind in der >>>München – Galerie zu finden.
Pingback:Italienischer Soldatenfriedhof in München | Familie Sterr