Astrid und ich hatten das große Glück, mal wieder ein Wochenende in „unserem“ Hotel in Vorarlberg verbringen zu dürfen. Das Wetter war für das ganze, schöne, lange Wochenende zwar recht schlecht angekündigt, aber wir haben uns trotzdem sehr auf die paar Tage gefreut.
Am Freitag war ständig wechselnde Bewölkung angesagt und wir entschieden uns, einfach eine kleine Rundfahrt durch die angrenzende Schweiz zu unternehmen und der Sonne nachzujagen. Die Jagd war einigermaßen erfolgreich, für den Rückweg führte uns das Navi dann zum Oberalppass. Eine traumhafte Straße, die wir schon mal gefahren waren, die aber zu dieser Jahreszeit noch gesperrt war. Als Alternative wurde uns der Autoverlad der SBB ab Andermatt angeboten.
Bei unserer Ankunft in Andermatt stand auch schon eine Lok bereit.
An der nicht unbedingt modern wirkenden Lokomotive hingen ein paar Waggons, richtig interessant wirkte das aber nicht und auch die Gesamtsituation war eher deprimierend: trüb, regnerisch und wolkenverhangen.
Unter der Verladestation ist der Eingang zum St.-Gotthard-Tunnel Richtung Süden, hier oben war es wirklich sehr ruhig. Wir waren auch recht entspannt, bis uns die Zugbegleiterin nach unserer Reservierung gefragt hat. Die hatten wir nicht, weil wir wirklich absolut zufällig hier gelandet waren.
Wir hatten dann schon Bedenken, dass wir uns tatsächlich auf den Weg nach einer Alternativroute machen müssten, aber da es nur wenige (genau genommen: eine) Reservierung gab wurden wir spontan mitgenommen.
Noch in der Wartezeit ergab sich die Chance, ein ausführliches und unheimlich nettes Gespräch mit dem Lokführer und der Zugbegleiterin zu führen uns so erfuhren wir, dass wir das unglaubliche Glück hatten, auf einer der letzten Fahrten überhaupt dabei zu sein. Der Autoverlad über den Oberalppass wird in den nächsten Tagen eingestellt.
Grund für sei, dass die Loks und die Waggons ersetzt werden müssten und viel zu wenige Autofahrer den Autozug nutzen würden, seit die Straße über den Oberalppass so gut ausgebaut wäre.
Dabei ist die Strecke wirklich sehr beeindruckend. Die Lok mit dem Zahnradantrieb gewinnt sehr schnell an Höhe und schon ein paar Minuten nach dem Start hat man einen traumhaften Blick über Andermatt.
Der Zug schlängelte sich durch eine einmalige Winterlandschaft hoch in Richtung der Passhöhe.
Das Auto fühlte es sich dabei sehr unwohl, weil es erkannt hat, dass sich die Position verändert hatte, ohne dass ein Schlüssel in der Nähe war. Deshalb wurde immer wieder der „Diebstahlalarm“ ausgelöst. So oder so, einige Zeit später war dann die Passhöhe am Oberalpsee erreicht.
Ich muss gestehen, dass ich den See und die Umgebung nicht so einfach wieder erkannt hätte.
An der Station Oberalpsee mussten wir kurz warten, um den Glacier Express passieren zu lassen, dann ging es wieder bergab bis zur Endstation in Sedrun. Während der ganzen Fahrt hatten wir ausführlich Gelegenheit, uns mit der Zugbegleiterin zu unterhalten. Wir waren nur drei Passagiere und sie und es war für die Zugbeleiterin auch die letzte Fahrt auf diesem Weg.
Auch wenn man es nach den ganzen Erklärungen schon verstehen kann, dass dieser Autozug eingestellt wird, schade ist es auf jeden Fall. Es war eine schöne Fahrt und ohne den Zug hätte wir einen mehrstündigen Umweg fahren müssen. Ganz besonders fanden wir auch die Emotionen des „Zugpersonals“, die diese besondere Strecke auch ganz offensichtlich sehr gemocht hatten.
In einem kann man der Kondukteurin auf jeden Fall zustimmen: die Fahrt im Autoverlad Oberalppass „entschleunigt“, es tut einfach gut, diese gewaltige Landschaft in der Ruhe und Sicherheit des Zugs auf sich wirken lassen zu können. Am Ende war es schon fast schade, das Auto an der Endstation wieder vom Zug abzuladen.
Von hier aus ging es für uns wieder zurück ins Krönele nach Lustenau und irgendwie waren wir dankbar, dass wir diese Fahrt noch genießen durften.