Klimawandel – das hört sich erst einmal nach einer langsamen Entwicklung an. Furchtbar langsam, wie viele andere Veränderungen auf der Welt auch. Dei Kontinenten verschieben sich im Laufe von Millionen von Jahren, Gebirge wachsen, Vulkane schaffen neues Land und Wasser gräbt tiefe Gräben in die Erde. Irgendwie ändert sich die Erde zwar ständig, aber unendlich langsam.
Wer einmal unmittelbar erleben möchte, wie schnell wirklich gravierende Änderungen möglich sind, dem sei ein Ausflug zur Franz-Josefs-Höhe an der Großglocknerstraße empfohlen. Da, wo der Kaiser noch am Rande der Pasterze stehend den riesigen Gletscher am höchsten Berg Österreichs bewunderte ist jetzt die Bergstation der Gletscherbahn.
An der Talstation, immerhin 150 Meter weiter unten, steht dann direkt ein kleines Schild das anzeigt, wo im Jahr 1960, also nur ein paar Jahre vor meiner Geburt, der Gletscher war. Auch wenn ich mich noch recht jung fühle, sooooo furchtbar lang ist es nicht her, dass der Kaiser an der Bergstation den Gletscher bewunderte, jetzt geht es mit einer Standseilbar hier hinunter.
Hier ist aber auch noch weit und breit nichts vom Gletscher zu sehen, nur ein schneebedeckter Gipfel weit weg im Hintergrund. Ein paar Schritte weiter sieht man dann, wie weit der Gletscher sich sogar schon seit 1960 zurückgezogen hat.
Von der Talstation aus führt ein Weg zum Gletscher. Es geht über einen gute ausgebauten Weg und schon einige Stufen nach unten bevor man auch ein Schild stößt, das schon recht nah an meinem Geburtsjahr liegt.
Es sind wieder einige Höhenmeter, die man bis hierher nach unten gestiegen ist und noch immer ist der Gletscher weit entfernt. Also weiter über die Treppen und eine Reihe weiterer Stufen, dann erreicht man den Stand wenige Jahre nach meiner Geburt.
Offenbar bin ich nicht alleine dafür verantwortlich, dass der Gletscher sich extrem zurückzieht, die Erwärmung scheint doch schon einige Zeit vor mir begonnen zu haben. Trotzdem ist schon wirklich extrem zu sehen, wie schnell sich die Pasterze buchstäblich aufgelöst hat. Unglaublich, dass der Gletscherrand mal da oben war, wo auf dem Foto der „grüne Rand“ zu erkennen ist.
Das alles passiert nicht in irgendwelchen unvorstellbaren Zeiträumen, das alles passiert in so kurzer Zeit und es geht immer schneller. Und es passiert nicht nur her, es passiert überall. Trotzdem gibt es noch immer Leute, die den Klimawandel bestreiten. Unglaublich.
Ich konnte meinen Kindern den Gletscher noch zeigen, wenn die Entwicklung so weitergeht wird die nächste Generation danach dann wohl nur noch aus Erzählungen davon erfahren. Uns „Alten“ bleibt die Aufgabe, alles was möglich ist zu tun, um diese Entwicklung so gut es geht zu begrenzen.