Zu Beginn gleich eine Warnung: der Beitrag wird deutlich textlastiger als üblich hier. Für diejenigen, die lieber Bilder ansehen, wird das hier eher nichts. Dabei war es ganz anders geplant.
Demnächst findet in München die weltgrößte Messe für Baumaschinen aller Art statt, die BAUMA. Allerdings ist dort immer sehr viel Betrieb und wer es nicht ganz so hektisch mag könnte sich evtl. auch überlegen, einen Ausflug zum Schloss Linderhof bei Ettal zu machen. Auf der Homepage des kleinen Traumschlösschens von König Ludwig dem II. steht geschrieben: „Im Schlosspark kommt es wegen …. Restaurierungsmaßnahmen zu optischen … Beeinträchtigungen“. So steht es da geschrieben und man darf ganz sicher behaupten, dass das keine Übertreibung ist.
Sollte man aber im Grunde des Herzens doch ein BAUMA – Besucher sein, den ist die optische Beeinträchtigung wirklich zu vernachlässigen. Man hätte auch schreiben können, dass praktisch des ganzen Außenanlagen des Schlosses eine große Baustelle sind, aber da hätte sich dann doch etwas negativer angehört.
Aber irgendwie kann man sich da ja auch fühlen wie König Ludwig II. höchstselbst, der war bei seinen diversen Schlössern ja auch meistens auf Baustellen unterwegs.
Da der Genuss in den Außenanlagen doch recht eingeschränkt war nutzte ich meine Jahreskarte und nahm an einer Führung durch das einzige der Schlösser Ludwigs II. teil, das zu Lebzeiten des Bayernkönigs auch fertiggestellt wurde (die Venusgrotte brauchte eine Bauzeit von 1,5 Jahre, die Renovierung dauert wohl mindestens 5 Jahre).
Noch bevor die Führung so richtig begann hörte ich, wie sich unsere Führerin mit einer Kollegin in der Nähe des Eingangs unterhielt. Sie hatte schon eine wartende Gruppe vor der Schlosstüre gesehen und sie erwähnte, dass es ihr vor dieser Führung schon grausen würde. Ich nahm das als gutes Zeichen, dass sie sich unserer Gruppe eher zugeneigt fühlen würde, wenn die wartende Jugendgruppe offenbar eher keine Vorfreude auszulösen schien. Nur eine kleine Hoffnung, aber die wurde schnell zerstört. Begeisterung und Enthusiasmus waren jedenfalls nicht die Dinge, die wir während der Führung spürten.
Immerhin erfuhren wir, dass König Ludwig seinen Namensvetter aus Frankreich verehrte, Blumenvasen und Uhren sammelte und Porzellan mochte. Nachfragen wurden mit der Souveränität und Herzlichkeit, wie man sie sonst vielleicht noch bei einem Ober in einem Wiener Kaffeehaus erlebt, wenn der gerade herausgefunden hat, dass vor ihm ein Piefke sitzt, der nichts mit den zahlreichen Kaffeevarianten anzufangen weiß. Das hatte aber den Vorteil, dass dann bald auch Fragen verzichtet wurde.
Das Schloss selbst ist sehr üppig ausgestattet. Es ist das kleinste und intimste Schloss, das der bayerische Sonnenkönig erbauen ließ. Ich nehme an, dass es das Ziel der Bayerischen Schlösserverwaltung ist, genau diese Intimität erlebbar zu machen. Dazu werden Gruppen gebildet, die geführt genau so groß sind wie die Gruppen, die durch Herrenchiemsee geführt werden. Das führt auf jeden Fall zu einer große Nähe unter den Teilnehmern und führte zu einem tiefgreifenden Verständnis des Monarchen, der ja von vielen Geheimnissen umwittert ist. Warum er hier am liebsten alleine war ist jedenfalls verständlich (warum es dann aber ein Audienz-Zimmer gibt gehört weiterhin zu den ungelösten Fragen).
Die Tour durch die obere Etage war jedenfalls schnell absolviert, sogar so schnell, dass wir am Ende auf die nächste Gruppe trafen, die gerade hereingeführt wurde. Da fühlte man sich dann schon wieder so ein bisschen wie auf der BAUMA, und der Ausblick am Ende der Führung passte auch dazu.
Innen in Schloss ist übrigens absolutes und totales Fotografie – Verbot (zumindest für Bayern und Leute mit Fotoapparat, Handys und Besucher von außerhalb des Königreichs scheinen davon nur teilweise betroffen zu sein). Vielleicht würde sich hier für die Verwaltung mal ein Blick über die Grenzen ins befreundete Ausland lohnen. In Sachsen darf man bei den meisten Schlössern nur Fotos machen, wenn man einen geringen Aufpreis auf den Eintritt zahlt und damit eine Fotogenehmigung erwirbt. Zusätzliche Einnahmen für das Schloss und solange ohne Blitz und Stativ gearbeitet wird sollten auch die Kunstgegenstände nicht zu sehr leiden.
Wenigstes war das Wetter heute aber traumhaft und die weiteren Etappen (Plansee und Ettal) dann auch wirklich super schön. Mehr dazu (dann auch wieder mit mehr Bildern) demnächst hier.